Best Practice EDEKA Center Wachtberg

Der Ausbildungsvertrag ist bereits unterschrieben, im Sommer wird es mit der Ausbildung als Verkäuferin losgehen. Frau Gummersbach arbeitet derzeit als Praktikantin im EDEKA Center Wachtberg. Die Arbeit im Supermarkt mit all ihren Facetten macht ihr viel Spaß. Besonders begeistert ist sie von ihrem Einsatz an der Kasse, dann beginnen ihre Augen zu leuchten.
Frau Gummersbach absolviert derzeit eine einjährige inklusive Berufsqualifizierungsmaßnahme am Friedrich-List-Berufskolleg. Unter Mitwirkung von bonnfairbindet-Netzwerk-Partnern konnten zum Schuljahr 2015/2016 erstmalig auch fünf Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf aufgenommen werden. In diesem Rahmen besucht Frau Gummersbach nun an zwei Tagen in der Woche das Berufskolleg und ist an drei Tagen in der Woche im Praktikum. Das Ziel der Qualifizierungsmaßnahme ist erreicht. Frau Gummersbach wird im Sommer die zweijährige Ausbildung als Verkäuferin im EDEKA Center Wachtberg beginnen.
Wir sprachen mit Herrn Schmitz, Marktleiter EDEKA Center Wachtberg, Herrn Beuth, Inklusionsbeauftragter am Friedrich-List-Berufskolleg, und Frau Gummersbach, Praktikantin, über ihre Erfahrungen.

v.l.n.r.: Stefanie Hertel (bonnfairbindet, Projektmitarbeiterin), Markus Beuth (FLB, Inklusionsberater), Lena Gummersbach (Praktikantin), Johannes Kappen (FLB, Sonderpädagoge) und Matthias Schmitz (EDEKA Center Wachtberg, Marktleiter)


Wie kam es zu dem Praktikum im EDEKA Center?

Herr Beuth: Mit dem Beginn der Maßnahme haben die Schülerinnen und Schüler im besten Fall schon einen Praktikumsbetrieb gefunden. So war es auch bei Frau Gummersbach. Manchmal ist der Betrieb über ein vorheriges Praktikum schon bekannt oder es sind freie Praktikumsstellen, beispielsweise über die Jobbörse der Agentur für Arbeit, gemeldet. Wenn noch kein Praktikumsplatz gefunden wurde, helfen wir natürlich zu Beginn der Maßnahme bei der Suche.

Herr Schmitz: Frau Gummersbach hatte ihr Praktikum schon begonnen, als ich die Marktleitung übernommen habe. Ein paar Monate später stand fest, dass sie hier die Ausbildung beginnen kann. 

Welche Voraussetzungen sind entscheidend, um eine Ausbildung zur Verkäuferin machen zu können?

Herr Schmitz: Wichtig ist es, körperlich fit zu sein und Einsatzbereitschaft zu zeigen. Kundenfreundlichkeit ist ebenfalls eine notwendige Voraussetzung, um diesen Job gut machen zu können. Frau Gummersbach bringt dies alles mit. Schulische Leistungen spielen hingegen nicht die entscheidende Rolle. Im Rahmen der zweijährigen Ausbildung zur Verkäuferin werden noch keine tiefgreifenden kaufmännischen Kenntnisse vermittelt. Das kommt erst im dritten Lehrjahr und dieses kann Frau Gummersbach mit entsprechenden Leistungen auch noch bei uns absolvieren und wäre dann „Kauffrau im Einzelhandel“.

Gibt es Einschränkungen, auf die Sie sich im betrieblichen Alltag einstellen müssen?

Herr Schmitz: Es muss einfach passen und die Mitarbeiterin bzw. der Mitarbeiter muss hier arbeiten wollen, unabhängig von einer Behinderung oder Einschränkung. Bei Frau Gummersbach gibt es keine Einschränkungen in der Arbeit.

Gibt es Unterstützung während der Praktikumsphase?

Herr Beuth: Das Praktikum soll auf eine Ausbildung vorbereiten und im besten Fall in einen Ausbildungsvertrag münden. Deshalb ist es sehr wichtig, einen Praktikumsbetrieb zu haben, der sich grundsätzlich vorstellen kann, im nächsten Jahr einen Azubi einzustellen und nicht nur eine günstige Arbeitskraft sucht. Aus diesem Grund sind wir im engen Kontakt mit den Schülerinnen und Schülern und sind regelmäßig im Betrieb vor Ort.

Herr Schmitz: Wir wissen, dass wir uns bei Schwierigkeiten an das Berufskolleg wenden könnten, aber im Falle von Frau Gummersbach ist das gar nicht notwendig. Eine finanzielle Unterstützung gibt es über die Agentur für Arbeit. Über die „Einstiegsqualifizierung“ erhalten wir über den gesamten Zeitraum des Praktikums einen Zuschuss zur Vergütung und einen Anteil zur Sozialversicherung.

Was können Arbeitgeber von Ihren Erfahrungen lernen?

Herr Beuth: Zusammen mit bonnfairbindet-Netzwerk-Partnern konnten wir die Maßnahme weiterentwickeln und diese so nun auch für junge Menschen mit Förderbedarf bzw. einer Behinderung öffnen. Das Netzwerk hat uns einen stärkeren thematischen Einstieg in das Thema Inklusion und viele Kontakte zu anderen Organisationen ermöglicht. Die Übergänge in Ausbildung zeigen, dass ein Praktikum eine sehr gute Möglichkeit für Arbeitgeber und Arbeitnehmer darstellt, sich gegenseitig kennenzulernen.

Herr Schmitz: Für uns spielt das Thema Inklusion eine wichtige Rolle. Auch für das kommende Jahr können wir uns vorstellen, wieder einen Praktikanten zu nehmen. Es ist ein Umdenken gefragt, denn die Erfahrung hat gezeigt, dass Menschen mit einer Behinderung teilweise leistungsfähiger sind und mehr Einsatz zeigen. Einschränkungen spielen in der täglichen Arbeit ohnehin dann keine Rolle mehr, wenn der Tätigkeitsbereich und das Arbeitsumfeld zum Mitarbeiter passen.

 

Weitere Informationen zur BQ-Maßnahme des Friedrich-List-Berufskollegs finden Sie hier.

 

Kontaktdaten EDEKA Markt Wachtberg:

E-Center Wachtberg
Am Wachtbergring 5
53343 Wachtberg-Berkum
Telefon: (0228) 3774 668


 

Lena Gummersbach, Praktikantin im EDEKA Center Wachtberg


Frau Gummersbach, wie sind Sie zu der Maßnahme am Berufskolleg gekommen?

Eigentlich wollte ich eine Ausbildung beginnen, aber nach dem Besuch der Förderschule habe ich keinen Ausbildungsplatz gefunden. Ich wurde von der Jugendberufshilfe schon während meiner Schulzeit begleitet und so bin ich auf die Maßnahme aufmerksam geworden.

Wie sind Sie zu dem Praktikum im EDEKA Center gekommen?

Ich habe bereits vorher drei Praktika in diesem Markt gemacht und die Arbeit hier hat mir immer gut gefallen. Die Kollegen sind auch sehr nett. Ein Praktikum in einem anderen Supermarkt war nicht so toll, sodass für mich klar war, das einjährige Praktikum hier im EDEKA Center machen zu wollen. 

Welche Aufgaben übernehmen Sie?

Zu meinen Aufgaben gehört es, Waren einzuräumen, Etiketten zu drucken und die Ware auszuzeichnen. Ich helfe auch dabei, das Lager aufzuräumen. Besonders gut gefällt es mir, an der Kasse zu sein. Wenn viel los ist, bin ich auch schon mal den ganzen Tag an der Kasse, manchmal werde ich auch als Springer eingesetzt.

Wie ist Ihr Kontakt zu den Kollegen und zu den Kunden?

Mit allen Kollegen verstehe ich mich gut, da gibt es keine Probleme. Die meisten Kunden sich auch sehr nett. Wenn Kunden einmal etwas Unfreundliches sagen, dann ignoriere ich es einfach oder entgegne etwas Freundliches.

Wie bewerten Sie das Praktikum insgesamt?

Ich wurde über das Berufskolleg auch während des Praktikums gut begleitet. Das Langzeitpraktikum hat mir die Chance eröffnet, nun eine Ausbildung beginnen zu können. Ich freue mich sehr über meinen Ausbildungsvertrag und mal sehen, vielleicht hänge ich das dritte Lehrjahr auch noch hinten dran.