Best Practice – JOKON GmbH

Jokon ist ein traditionsreiches und zugleich hochmodernes Unternehmen mit Hauptsitz in Bonn und weiteren Standorten in Frankreich und England. Für die internationale Fahrzeugindustrie werden Fahrzeugleuchten, Rückstrahler, Kabelsätze und weiteres Zubehör gefertigt. Dabei müssen höchste Ansprüche erfüllt werden – ein Grund, weshalb das Unternehmen nach dem anspruchsvollen ISO-Standard 16949 der Automobilindustrie zertifiziert ist. Unter den 150 Mitarbeitern von Jokon sind überdurchschnittlich viele, die eine Schwerbehinderung haben. Die vom Gesetz vorgesehene Quote zur Beschäftigung schwerbehinderter Menschen wird seit vielen Jahren deutlich überschritten.
Wir sprachen mit Christel Konen-Velasco, stellvertretende Leiterin Personal und mit Halil Jusufi, Mitarbeiter in der Produktion am Bonner Standort.

v.l.n.r.: Christel Konen-Velasco, stellvertretende Leiterin Personal, Jokon mit Halil Jusufi


Frau Konen-Velasco, wie kam es zu der Beschäftigung von Herrn Jusufi?

Jokon arbeitet schon lange erfolgreich mit der GVP zusammen, einer Werkstatt für psychisch behinderte Menschen, die sich auf die Konfektionierung von Waren spezialisiert hat. Herr Jusufi hat dort im Lager und in der Montage gearbeitet. Er war dort leistungsstark und hatte den Wunsch, auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu arbeiten.

Wir haben ihm zunächst ein längeres Praktikum bei Jokon in der Montage angeboten. So konnten wir erproben, wie Herr Jusufi arbeitet und er selbst hatte viel Zeit für die Einarbeitung. Danach hat er auf einem sogenannten „Betriebsintegrierten Arbeitsplatz“ (BiAp) bei uns gearbeitet. Letztlich haben wir ihn eingestellt, denn wir waren sehr zufrieden mit ihm und er passte gut ins Team.

Erhalten Sie Unterstützung und wie bewerten Sie diese?

In der Zeit des Praktikums und des „BiAps“ wurde Herr Jusufi von der Integrationsbegleitung der GVP unterstützt. Als wir ihn eingestellt haben, übernahm der Integrationsfachdienst diese Aufgabe. Über die Begleitung kann ich mich wirklich nur positiv äußern! Die Mitarbeiterin ist immer vor Ort, wenn man sie benötigt, die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut.

Die Entscheidung, Herrn Jusufi einzustellen, wurde uns auch dadurch möglich, dass der LVR die Anschaffung einer Ultraschall-Schweißmaschine unterstützt hat. So konnten wir einen neuen Arbeitsplatz einrichten.

Alles in allem finde ich, dass es für alle Beteiligten ein fairer Deal ist. 

Gab es anfänglich Unsicherheiten wegen der Behinderung?

Wenn man einen Menschen mit einer psychischen Behinderung einstellen möchte, will man natürlich wissen: „Worauf lasse ich mich ein?“ Deshalb war es uns sehr wichtig, dass wir Herrn Jusufis Leistungsfähigkeit ausreichend lange erproben konnten. Wir wussten aber auch, dass Mitarbeiter mit Behinderung im Prinzip genauso kündbar sind wie Mitarbeiter ohne Behinderung. Das Risiko war also überschaubar, sodass wir uns darauf einlassen konnten.

Gibt es Besonderheiten infolge der Behinderung Ihres Mitarbeiters,
auf die Sie sich einstellen mussten?

Herr Jusufi hat ein gutes Verständnis für Technik und ist feinmotorisch geschickt. Er hat auch eine gute Motivation und ein hohes Verantwortungsbewusstsein. Seine psychische Behinderung bringt es allerdings mit sich, dass seine Leistungen öfter mal schwanken und dass er insgesamt etwas langsamer arbeitet. Das berücksichtigen wir bei der Arbeitsorganisation. Außerdem stehen ihm ein Mitarbeiter aus dem unmittelbaren Arbeitsumfeld sowie ich als stellvertretende Personalleiterin zur Seite, wenn es mal nötig ist.

Profitiert ihr Unternehmen davon, dass Menschen mit Behinderung dazugehören?

Unsere Überzeugung ist, dass ein Unternehmen die Gesellschaft widerspiegeln sollte. Menschen verschiedener Altersklassen, mit und ohne Migrationshintergrund, Männer und Frauen und eben auch Menschen mit Behinderung gehören dazu. Eine so vielfältige Belegschaft erleben wir bei Jokon tatsächlich als bereichernd.

Vor allem aber ist Herr Jusufi ein freundlicher Kollege, der bei allen beliebt ist. Davon und von seiner verantwortlichen Arbeitsweise profitieren wir am meisten!

Was können andere Arbeitgeber von Ihren Erfahrungen lernen?

Ich kann nur sagen: „Vorurteile beiseite!“ Das Beispiel von Herrn Jusufi zeigt, dass die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung – mit der richtigen Unterstützung – wirklich unproblematisch ist.

Weitere Informationen zur JOKON GmbH finden Sie hier.


 

Halil Jusufi, Mitarbeiter Produktion, Jokon Bonn


Welche Aufgaben haben Sie bei Jokon?

Die meiste Zeit arbeite ich an einer Ultraschall-Schweißmaschine. Damit werden die Vorder- und Rückseiten von Reflektoren miteinander verschweißt. Dabei muss ich sehr genau sein. Am Schluss kontrolliert noch ein Kollege. Hierfür bin ich ein paar Monate eingearbeitet worden. 

 
Was gefällt Ihnen an Ihrer Tätigkeit?

Die Arbeit ist angenehm, ich kann im Sitzen und im Stehen arbeiten. Mir gefällt auch, dass meine Kollegen und ich uns gut verstehen und gegenseitig helfen. Die Arbeit ist hier anstrengender als in der Werkstatt, aber ich arbeite gerne auf dem ersten Arbeitsmarkt.

Was können Sie besonders gut?

Für mich ist es wichtig, dass mir jemand sagt, was ich machen soll. Ich komme gut klar, wenn ich genau weiß, was ich tun muss. Dann arbeite ich gut. Ich mag es gern, wenn ich helfen kann.

Ich habe nicht viel Schule gehabt, Rechnen und Schreiben ist schwierig. Ich hatte Höhen und Tiefen, aber das Durchhalten hat sich gelohnt. Es geht immer weiter!

Wirkt sich Ihre Behinderung auf die Arbeit aus?

Ich habe eine psychische Krankheit. Mit meinen Medikamenten habe ich sie ganz gut unter Kontrolle. Es gibt aber Zeiten, in denen es mir nicht so gut geht. Deshalb bin ich froh, dass ich manchmal betreut werde.